Zweitwärmster Juni seit Messbeginn
Dazu überdurchschnittlich sonnig und trocken, aber regional auch große Regenmengen
Wien, 28.06.2017 – Mit einer positiven Abweichung von rund 3,3 Grad zum langjährigen Mittel geht der Juni 2017 aus heutiger Sicht als zweitwärmster nach 2003 in die österreichische Messgeschichte ein. Dabei stellte sich ab der Monatsmitte die erste markante Hitzewelle des noch jungen Sommers ein, mancherorts wurde nach Angaben des Wetterdienstes Ubimet das Jahressoll an heißen Tagen bereits erreicht. Zudem schien die Sonne im gesamten Land deutlich länger als im Durchschnitt. Beim Niederschlag gibt es einen großen Unterschied zwischen einem anhaltend viel zu trockenen Norden und Nordosten sowie örtlich überdurchschnittlich nassen Bedingungen, bedingt durch die zahlreichen kräftigen Gewitter.
Markant im zu Ende gehenden Juni waren die durchwegs hohen Temperaturen, inklusive einer ersten markanten Hitzewelle. „So verwundert es kaum, dass der Juni 2017 österreichweit gegenüber dem langjährigen Mittel von 1981 bis 2010 um 3,3 Grad zu warm ausfällt“, so Ubimet-Chefmeteorologe Manfred Spatzierer. „Dabei muss sich der heurige Juni wohl nur jenem von 2003 geschlagen geben, dieser steht mit einer Abweichung von +4,1 Grad alleine auf weiter Flur.“ Die größten Abweichungen wurden von Vorarlberg bis Salzburg sowie im Alpenvorland Ober- und Niederösterreichs gemessen.
Seit dem 19. des Monats wurde die 30-Grad-Marke in Österreich jeden Tag übertroffen. Rechnet man den heutigen Tag noch mit dazu, ergibt dies eine für Juni ungewöhnlich lange Hitzewelle von 10 Tagen. Die meisten dieser heißen Tage mit Höchstwerten über 30 Grad hat Andau zu bieten, nämlich 14. Doch auch im Inntal wurden rund 10 heiße Tage registriert. In Landeck beispielsweise ist mit 11 Tagen über 30 Grad das Soll eines ganzen Jahres somit bereits erreicht – und das noch vor dem Beginn des eigentlichen Hochsommers.
Der heißeste Tag des Monats und zugleich des bisherigen Jahres war der 22. Juni. Auf bis zu 35,8 Grad stiegen die Temperaturen einen Tag nach dem astronomischen Sommerbeginn. Spitzenreiter war dabei Krems in der Wachau, dicht gefolgt von den Stationen Innsbruck-Universität und Andau mit je 35,6 Grad.
In der Folgenacht wurde doch etwas unerwartet ein neuer Rekord aufgestellt. In weiten Teilen Vorarlbergs sanken die Temperaturen nicht unter 20 Grad, in der Meteorologie spricht man dann von einer Tropennacht. „Tropennächte sind im westlichsten unserer Bundesländer ohnehin schon ein seltenes Phänomen“, weiß Spatzierer. „Diese Nacht war mit einem Tiefstwert von 24,7 Grad in Bregenz aber sogar die wärmste der Vorarlberger Messgeschichte.“ Doch auch im östlichen Flachland gab es im Juni 2 bis 5 Tropennächte.
Oftmals zu trocken
Im Großteil Österreichs fiel der Juni zu trocken aus. Besonders groß ist das Niederschlagsdefizit in Ober- und Niederösterreich sowie im Nordburgenland, verbreitet fehlen hier 50 bis 60 % auf eine ausgeglichene Bilanz. In Retz sind sogar nur 15% des sonst üblichen Juniregens, in Krems gut 20 % gefallen. Typisch für den Juni sind die zahlreichen Gewitter, die auch heuer zumindest örtlich für einen deutlich zu nassen Monat sorgten. Exemplarisch hierfür sei Bruck an der Mur genannt, dort regnete es um 20 % mehr als in einem durchschnittlichen Juni. Alleine gestern prasselten bei einem Gewitter in kürzester Zeit 43 Liter pro Quadratmeter vom Himmel.
Sonne machte Überstunden
Zwar endet der Juni erst am Samstag, doch schon jetzt hat die Sonne ihr Monatssoll bei weitem überschritten. „Die absolut sonnigste Region Österreichs erstreckt sich vom Donauraum Oberösterreichs über weite Teile Niederösterreichs bis zum Neusiedler See“, so der Meteorologe. „Die Nase vorn bei den Sonnenstunden hat Irnfritz im Waldviertel, mehr als 315 Stunden schien die Sonne hier bis zum heutigen Tage.“ Doch auch Hohenau an der March oder Andau im Seewinkel stehen diesem Wert mit deutlich über 300 Sonnenstunden nur wenig nach. Somit ergibt sich ziemlich verbreitet ein Überschuss an Sonnenstunden von 15 bis 30 %, in Litschau im Oberen Waldviertel schien die Sonne sogar um rund 40 % häufiger als in einem durchschnittlichen Juni.
Abseits von Gewittern spielte der Wind keine große Rolle, die Gewitterböen hatten es dafür in sich. So brachte ein heftiges Unwetter in Zeltweg am 23. des Monats eine Orkanböe von 133 km/h. Am selben Tag wurden im Zuge eines weiteren Gewitters in Leibnitz fast 94 km/h gemessen. Bereits drei Tage zuvor rauschte ein kräftiges Gewitter mit Windspitzen von knapp 130 km/h über die Villacher Alpe.
Extremwerte Juni 2017 österreichweit und in jedem Bundesland, (Stand 28. Juni, 09 Uhr)
Österreich, bewohnte Orte (Tag des Auftretens):
35,8 Grad, Krems (NÖ) (22.), Höchste Temperatur
-1,4 Grad, St. Leonhard / Pitztal (T), (8.), Tiefste Temperatur
188 Liter pro Quadratmeter, Arriach (K), Nassester Ort
9 Liter pro Quadratmeter, Retz (NÖ), Trockenster Ort
133 km/h, Zeltweg (ST), (23.), Höchste Windgeschwindigkeit
315 Stunden, Irnfritz (NÖ), Höchste Anzahl der Sonnenstunden
Wien:
35,2 Grad, Innere Stadt (22.)
7,2 Grad, Mariabrunn (9.)
45 Liter pro Quadratmeter, Innere Stadt
34 Liter pro Quadratmeter, Botanischer Garten
299 Stunden, Stammersdorf
Niederösterreich
35,8 Grad, Krems (22.)
2,7 Grad, Zwettl (8.)
135 Liter pro Quadratmeter, Mönichkirchen
9 Liter pro Quadratmeter, Retz
315 Stunden, Irnfritz
Oberösterreich
33,6 Grad, Wachtberg bei Steyr (22.)
2,8 Grad, Freistadt (8.)
101 Liter pro Quadratmeter, Bad Ischl
25 Liter pro Quadratmeter, Weibern
299 Stunden, Waizenkirchen
Salzburg
33,1 Grad, St. Veit / Pongau (22.)
2,5 Grad, Böckstein (8.)
142 Liter pro Quadratmeter, Krimml
42 Liter pro Quadratmeter, Straßwalchen-Ederbauer
245 Stunden, Mattsee
Tirol
35,6 Grad, Innsbruck-Uni (22.)
-1,4 Grad, St. Leonhard / Pitztal (8.)
140 Liter pro Quadratmeter, Tannheim
48 Liter pro Quadratmeter, Flirsch
249 Stunden, Rinn
Vorarlberg
34,7 Feldkirch (22.)
-0,3 Grad, Warth am Arlberg (8.)
152 Liter pro Quadratmeter, Schoppernau
71 Liter pro Quadratmeter, Rohrspitz
272 Stunden, Rohrspitz
Burgenland
35,6 Grad, Andau (22.)
5,8 Grad, Bernstein (8.)
113 Liter pro Quadratmeter, Minhof-Liebau
27 Liter pro Quadratmeter, Eisenstadt
309 Stunden, Neusiedl/See
Steiermark
34,9 Grad, Leibnitz, Kapfenberg (22.)
1,8 Grad, Turnau (8.)
159 Liter pro Quadratmeter, Kalwang
41 Liter pro Quadratmeter, Hartberg
271 Stunden, Bad Radkersburg
Kärnten
35,0 Grad, Ferlach (23.)
-0,5 Grad, Flattnitz (8.)
188 Liter pro Quadratmeter, Arriach
44 Liter pro Quadratmeter, Obervellach
252 Stunden, Villach
Bergstationen (Bundesland, Seehöhe, Tag)
-9,7 Grad, Brunnenkogel (T, 3.440 m, 6.)
130 km/h Villacher Alpe (K, 2.164 m, 20.)