Jahresrückblick 2020: Einmal mehr deutlich zu warm
Trotz längerer Trockenperiode im Süden und Osten zu nass
Wien, 03.01.2021 – Mit einer Abweichung von rund +1,5 Grad im Vergleich zum langjährigen Mittel reiht sich 2020 nach Angaben der Experten der Österreichischen Unwetterzentrale (www.uwz.at) als fünftwärmstes Jahr der Messgeschichte ein. Waren es im Februar noch zahlreiche Sturmtiefs, die für Schlagzeilen sorgten, so dürfte vielen Menschen noch der ungewöhnlich kühle Mai und der zunächst nur durchschnittliche Sommer in Erinnerung geblieben sein. Zu Ende ging das Jahr schließlich mit neuen Regen- und Schneerekorden im Südwesten.
Seit 2014 fünf wärmste Jahre der Messgeschichte
Im zurückliegenden Jahr setzte sich der Trend der Milderung fort, mit einer österreichweiten Abweichung von +1,5 Grad fällt es gegenüber dem langjährigen Mittel von 1981-2010 einmal mehr deutlich zu warm aus. „Damit reiht es sich nach 2018, 2014, 2019 und 2015 auf den fünften Platz der seit Beginn der instrumentellen Temperaturmessung 1767 registrierten wärmsten Jahre in Österreich“, so Manfred Spatzierer, Chefmeteorologe der Unwetterzentrale. Lediglich der Mai präsentierte sich wie schon im Vorjahr von seiner zu kalten Seite. Juni und Juli verliefen annähernd durchschnittlich, alle übrigen Monate bilanzieren zu mild. Dabei fallen die Abweichungen im Bergland am markantesten aus, hier liegt das Jahr 2020 zusammen mit 2015 sogar auf Platz 1.
Sonnigster Jänner im Süden, Sturmtiefs im Februar
Das Jahr begann ausgesprochen trocken. Geprägt durch viele Hochdruckgebiete wurde landesweit deutlich zu wenig Niederschlag gemessen, im Süden gab es gar nur ein paar Tropfen. Gleichzeitig war es hier der sonnigste Jänner der Messgeschichte. Im Februar wendete sich das Blatt und eine dynamische Westlage stellte sich ein. “Zahlreiche Sturmtiefs überquerten nahezu im Wochentakt das Land, besonders PETRA und SABINE sorgten auch in den Niederungen örtlich für Orkanböen“, analysiert Spatzierer. Durch die Westlage fiel vor allem der Februar mit einer Abweichung von über 4 Grad viel zu mild aus, damit reihte sich der Winter 2019/20 als zweitwärmster Winter in die Messgeschichte ein. Schnee war im Flachland absolute Mangelware – in Bregenz, Graz und St. Pölten gab es erstmals in der Messgeschichte keinen einzigen Tag mit einer geschlossenen Schneedecke.
Frühling ruhig und trocken, Mai zu kühl
Mit dem ersten Lockdown stellte sich auch wieder ruhigeres Wetter im Land ein. Der Frühling war geprägt durch häufige Hochdrucklagen, im landesweiten Mittel fiel rund ein Drittel zu wenig Regen und im April schien die Sonne sogar häufiger als in einem typischen Sommermonat. Der April begann auch frostig, örtlich wurden die kältesten Aprilnächte seit Aufzeichnungsbeginn registriert und bei Obstbauern so mancher Schaden angerichtet. Mit rund einem Grad unter dem Mittel präsentierte sich der Mai schließlich zu kalt – als erster Monat nach einer Reihe von 11 zu warmen Monaten in Folge.
Sommer zunächst nur durchschnittlich
So richtig in Fahrt kommen wollte der Sommer anfangs nicht. Trotz minimal positiver Temperaturabweichungen im Juni und Juli wurde er von vielen Menschen als kühl und verregnet wahrgenommen. In der Tat zeichnete er sich durch unbeständige Bedingungen aus, weshalb es gebietsweise mehr als 150% der üblichen Niederschlagsmenge gab. Durch einen deutlich wärmeren August konnte schlussendlich aber auch dieser Sommer noch um fast 1 Grad zu warm abschließen. „Der vergangene Sommer zeigt eindrucksvoll, wie sich die Menschen an die zunehmend heißen Temperaturen der vergangenen Jahre gewöhnt haben“, so Spatzierer.
Im Oktober dreimal so viel Regen wie üblich in Wien
Eine Verlängerung fand der Sommer schließlich im September, welcher zwar zu Beginn und erneut am Ende mit beachtlichen Niederschlagsmengen aufwarten konnte, dazwischen jedoch auch von einer langen spätsommerlichen Wetterphase geprägt war. Ähnlich feucht präsentierte sich der Oktober. Vom Weinviertel über Wien bis ins Nordburgenland kam meist die dreifache mittlere Monatsniederschlagsmenge zusammen, lokal wie etwa in Poysdorf sogar die vierfache. Mehr Niederschlag als üblich wurde aber nahezu überall verzeichnet. Im November kehrte sich das Blatt schließlich wieder, er reiht sich auf Platz 2 der trockensten November der vergangenen 60 Jahre ein. Lediglich anno 2011 bilanzierte der November österreichweit noch deutlich trockener.
Rekorde im Südwesten im Dezember
Noch in guter Erinnerung befindet sich der Dezember. Zahlreiche Südlagen sorgten für extreme Niederschlagsmengen in Osttirol und Kärnten. So wurde etwa in Lienz mit mehr als 850% des Solls der bislang nasseste und zudem auch schneereichste Monat der dortigen Messgeschichte aufgestellt. Gerade zu Beginn des Monats wurde in Osttirol und Oberkärnten innerhalb von nicht einmal zwei Tagen bereits mehr Niederschlag gemessen, als normalerweise in einem ganzen Winter zu erwarten ist, in den Tälern gab es dabei teils mehr als 1 Meter Neuschnee.
An der Alpennordseite ließen markante Schneemengen hingegen bis zuletzt weiter auf sich warten. Im Flachland des Nordostens war das Kalenderjahr 2020 damit stellenweise das schneeärmste Jahr überhaupt, so wurden in Wien in Summe lediglich 3 cm Neuschnee gemessen.
Am Ende zu nass im Süden und Osten, allgemein wenig Gewitter
Über das gesamte Land gemittelt lagen die Niederschlagsmengen 2020 leicht über dem Durchschnitt, allerdings mit lokalen Unterschieden. Um rund 10 bis 15 % zu trocken war das Jahr inneralpin und in Oberösterreich. Von Osttirol über das Burgenland bis ins Waldviertel fiel mit 125 bis 150 % dagegen deutlich mehr Regen und Schnee als im Mittel.
Mit 1.341.695 Blitzentladungen präsentierte sich das Gewitterjahr unterdurchschnittlich. Im ersten Halbjahr 2020 wurden seit Beginn der modernen Blitzerfassung noch nie so wenige Blitzentladungen wie heuer in Österreich registriert. Verantwortlich dafür war in erster Linie der kühle Mai sowie der tiefdruckgeprägte Juni. Im Laufe des Julis nahm die Gewittertätigkeit zu und erreichte im August mit zahlreichen Unwetterlagen ihren Höhepunkt. Allein im August wurden vom Blitzortungssystem LINET (Lightning Detection Network) von nowcast, dem Blitzspezialisten der UBIMET-Gruppe, knapp eine halbe Million Blitzentladungen erfasst. „In Summe gab es rund ein Viertel mehr Blitzentladungen als noch im Vorjahr“, erklärt Manfred Spatzierer. “Trotzdem fehlen rund 100.000 Blitze auf den Durchschnitt des vergangenen Jahrzehnts.“
Klimawandel weltweit
Im globalen Kontext gesehen, war das Jahr 2020 in 88 % der Regionen wärmer als üblich. Am größten waren die Abweichungen in Sibirien und der Arktis. Finnland meldet bspw. das mit Abstand wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn 1850, dabei lag die Jahresdurchschnittstemperatur gleich um rund 0,6 Grad über dem bisherigen Rekordhalter. Aber bspw. auch in Frankreich, Norwegen und Schweden wurden Rekorde verzeichnet. Ob das Jahr auch weltweit als das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1891 eingeht, ist noch Gegenstand von Untersuchungen. Es handelt sich aber um ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Rekordjahr 2016.
Extremwerte 2020 (Bundesland, Tag des Auftretens);
Höchste Temperaturen
37,2 Grad Wien-Innere Stadt (W, 28.07.)
36,4 Grad Wien-Botanischer Garten (W, 28.07.)
36,3 Grad Hohenau an der March (NÖ, 28.07.), Wien-Donaufeld (W, 28.07.), Innsbruck-Universität (T, 28.07.)
36,1 Grad Laa an der Thaya (NÖ, 28.07.)
35,9 Grad Wien-Hohe Warte (W, 28.07.), Korneuburg, Wolkersdorf (NÖ, 28.07.)
Tiefste Temperaturen
-20,4 Grad St.Michael / Lungau (S, 27.12.)
-19,9 Grad St. Jakob / Defereggen (T, 27.12.)
-18,3 Grad Mariapfarr (S, 27.12.)
-17,9 Grad Lech / Arlberg (V, 20.01.)
-17,8 Grad Tamsweg (S, 27.12.)
Sommertage
90 Andau (B)
87 Bad Radkersburg (ST)
86 Güssing, Mörbisch (B)
84 Hohenau an der March (NÖ)
83 Neusiedl am See (B)
Hitzetage
30 Andau (B)
29 Seibersdorf (NÖ)
27 Hohenau an der March (NÖ)
26 Wien-Innere Stadt (W)
24 Gänserndorf (NÖ), Neusiedl am See (B)
Nasseste Orte
2418 Liter pro Quadratmeter Loibl (K)
2058 Liter pro Quadratmeter Schröcken (V)
1969 Liter pro Quadratmeter Warth (V)
1920 Liter pro Quadratmeter Kötschach-Mauthen (K)
1841 Liter pro Quadratmeter Kornat (K)
Trockenste Orte
553 Liter pro Quadratmeter Podersdorf (B)
563 Liter pro Quadratmeter Wien-Unterlaa (W)
572 Liter pro Quadratmeter Retz (NÖ)
575 Liter pro Quadratmeter Gänserndorf, Zwerndorf (NÖ)
581 Liter pro Quadratmeter Laa an der Thaya (NÖ)
Sonnigste Orte
2547 Sonnenstunden Hollenthon / Bucklige Welt (NÖ)
2364 Sonnenstunden Mörbisch (B)
2299 Sonnenstunden Güssing (B)
2237 Sonnenstunden Irnfritz (NÖ)
2224 Sonnenstunden Summerau (OÖ)
Stärkste Windspitzen Niederungen
126 km/h Innsbruck (T, 05.02., Sturm PETRA)
125 km/h Rohrbach (OÖ, 10.02., Sturm SABINE)
122 km/h Straßwalchen-Ederbauer (S, 11.02., Sturm SABINE)
121 km/h Podersdorf (B, 23.02.), Seibersdorf (NÖ, 23.02., Sturm YULIA)
116 km/h Tannheim (T, 27.02.), Summerau (OÖ, 10.02.)
Stärkste Windspitzen Berge
175 km/h Patscherkofel (T, 03.10.)
174 km/h Rudolfshütte (S, 05.02., Sturm PETRA)
172 km/ h Feuerkogel (OÖ, 23.02., Sturm YULIA)
153 km/h Galzig (T, 11.02., Sturm SABINE)
151 km/h Buchberg (NÖ, 23.02., Sturm YULIA)
Stabiles Hoch bringt bis auf Weiteres ruhiges Herbstwetter
UBIMET: Erster leichter Morgenfrost im Nordosten zu erwarten
Auf Wintereinbruch folgt wechselhaftes Westwetter
UBIMET: Zum Monatswechsel stellt sich mildes Herbstwetter ein
Am langen Wochenende mild und leicht unbeständig
UBIMET: Am Nationalfeiertag im Osten ruhiges Herbstwetter, im Westen zunehmend nass