UBIMET: Niederschlagsplus im schneearmen Süden, Sonnenscheindefizit im Westen
Wien, 27.01.2016 – Der Jänner 2016 wird trotz zweier winterlicher Kälteperioden laut Wetterdienst UBIMET in Summe zu mild ausfallen. Bei der Niederschlagsverteilung zeigt sich ein überraschendes Bild: Im Süden fällt die Bilanz trotz eklatanten Schneemangels deutlich überdurchschnittlich aus. In Unterkärnten prasselte mit nur einem Italientief teilweise der doppelte übliche Jännerniederschlag als Regen vom Himmel. Recht durchschnittlich schließt der erste Monat des Jahres bei den Sonnenstunden ab, einzig im Westen bleibt ein sattes Minus.
Zumindest was die Kälte anbelangt, begann das Jahr 2016 für Winterfans vielversprechend. Aus Russland strömte trockene Kaltluft nach Österreich, im Flachland stellte sich für einige Tage Dauerfrost ein. „Am 3. Jänner wurden nur in Salzburg, Tirol und Vorarlberg Plusgrade gemessen, in allen anderen Bundesländern kam das Quecksilber nicht über den Gefrierpunkt hinaus“, fasst UBIMET-Meteorologe Josef Lukas zusammen. „In Wien stellte sich mit einem Tageshöchstwert von maximal -6 Grad für zwei Tage sogar mäßiger Dauerfrost ein.“ Ab dem 7. Jänner ging es mit den Temperaturen wieder nach oben.
Der zweite Winteranlauf lies auf sich warten, erst ab der Monatsmitte übernahm Väterchen Frost wieder das Kommando. Beachtlich waren dabei vor allem die Nachttemperaturen: Mit Werten von unter -20 Grad wurden sogar die kältesten Nächte seit drei bis vier Jahren registriert.
„Die Bedingungen für bitterkalte Nächte waren ideal: Hochdruck sorgte für klare und windschwache Verhältnisse. In der Nacht auf den 18. Jänner sank das Quecksilber in Seefeld (T) und Tannheim (T) auf -23,3 bzw. -23,2 Grad. Im Osten bildete die Nacht auf den 22. Jänner den Höhepunkt der Kälte. -22,9 Grad in Klausen-Leopoldsdorf und -22,7 Grad in Lunz am See ließen die Österreicher zum letzten Mal im Jänner so richtig frieren“, sagt Lukas.
Die zweite Kältephase dauerte bis zum 23. Jänner. Nach teils kräftigem Schneefall selbst im Flachland war es mit den winterlichen Temperaturen rasch vorbei und Tauwetter setzte ein. „An der vorherrschenden milden Witterung ändert sich bis zum Monatsende nichts mehr, im Flachland bleibt es verbreitet bei zweistelligen Plusgraden. Selbst der heurige Jänner-Höchstwert von 17,7 Grad am 26. Jänner in Pottschach-Ternitz (NÖ), könnte noch in Gefahr sein“, sagt der Wetterexperte.
„Dementsprechend wird der Jänner in Summe zu mild ausfallen, auch wenn er derzeit vielerorts noch im Bereich des 30-jährigen-Mittels liegt. Die stärkste Abweichung nach oben gibt es im Westen, speziell im Rheintal liegen die Temperaturen bereits derzeit rund 2 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Auch im Flachland fällt der Jänner trotz zweier ausgeprägter Kältephasen leicht überdurchschnittlich aus“, so Lukas abschließend.
Im Süden trotz Schneearmut teils nass
Die Nordwestströmung brachte der Alpennordseite immer wieder Niederschlag, die große Schneearmut aus dem Dezember war hier spätestens im zweiten Jännerdrittel mit bis zu einem Meter Neuschnee beendet. Vom 15. bis zum 17. Jänner fielen vom Bregenzerwald bis zum Salzkammergut 30 bis 60 cm. „Vorübergehend wurde in Vorarlberg und Tirol sogar Lawinenwarnstufe 4 ausgerufen“, so der Meteorologe.
Die relativ nassesten Regionen waren trotz akutem Schneemangels im Süden zu finden. “Am 11. des Monats sorgte eine verwellende Front in Verbindung mit einem Italientief in weiten Teilen des Landes für kräftigen Regen. Die Schneefallgrenze lag mit rund 1.800 m jedoch sehr hoch, erst in den Abendstunden fiel bis in einige Täler Schnee“, berichtet Josef Lukas.
In Unterkärnten kamen innerhalb von 12 Stunden 20 bis 50 Liter zusammen. Damit prasselte das eineinhalb- bis zweifache des üblichen Jänner-Niederschlags vom Himmel, was auf den gefrorenen Böden sogar zu kleinräumigen Überflutungen führte. Am Loiblpass (1.101 m) an der Grenze zu Slowenien wurden satte 164 Liter an diesem Tag gemessen“, so der Meteorologe. „In einem durchschnittlichen Jänner sind es im ganzen Monat hier hingegen nur 90 Liter.“
Oftmals zu trocken verlief der Monat im Flachland, aber auch Richtung Alpenhauptkamm wurde das Monatssoll nicht immer erreicht, so etwa im Ennstal, in den Tauerntälern oder im
Wipptal. Die trockensten Regionen waren einmal mehr das Wald- und Weinviertel sowie Teile des Mostviertels, hier setzt sich die extreme Trockenheit aus dem vergangenen Jahr im Jänner nahtlos fort. „Aufgrund des fehlenden Niederschlags sind in diesen Regionen bereits einige Hausbrunnen ausgetrocknet“, so der Wetterexperte.
Das erste größere Schneefallereignis im Flachland war gleichzeitig nur ein kurzes Winterintermezzo. Am 23. Jänner fielen von Linz bis ins Burgenland verbreitet 5 bis 10 Zentimeter Neuschnee. Mit Winddrehung auf West war der Schnee aber nur einen Tag später zum Leidwesen aller Winterfans meist schon wieder Geschichte.
Sonnenscheinarmut im Westen, Sturm zur Monatsmitte
Mit den häufigen Nordwestlagen wurden feuchte Luftmassen an die Alpennordseite geführt, dementsprechend tat sich die Sonne vom Rheintal bis in die Obersteiermark oftmals schwer. Hier kamen nur 50 bis 80% der Sonnenstunden zusammen. Abseits davon zeigt sich hingegen ein anderes Bild, verbreitet wurde das Soll erreicht.
Mit der ausgeprägten, milden Westlage im zweiten Monatsdrittel war auch Sturm ein Thema. Am 13. Jänner wurden die höchsten Windspitzen im Flachland gemessen, 97 km/h wurde in der Wiener Innenstadt sowie in Podersdorf (B) registriert. Auf dem Feuerkogel (OÖ, 130 km/h), Sonnblick (S, 122 km/h) und am Patscherkofel (T, 122 km/h) erreichte der Wind kurz vor der Monatsmitte sogar Orkanstärke.
Auch das Monatsende könnte noch einmal stürmisch werden. Die bisherigen Spitzenwerte könnten dabei noch übertroffen werden.
Extremwerte für Jänner 2016 (Stand 27.01.2016, 08:00 Uhr)
Höchste Temperaturen (Bundesland, Tag)
17,7 Grad Pottschach-Ternitz (NÖ, 26.)
17,6 Grad Reichenau/Rax (NÖ, 26.)
16,7 Grad Eichberg (ST, 26.)
Tiefste Temperaturen dauerhaft bewohnte Orte (Bundesland, Tag)
-23,3 Grad Seefeld (T, 18.)
-23,2 Grad Tannheim (T, 18.)
-22,9 Grad Klausen-Leopoldsdorf (NÖ, 22.)
Absolut nasseste Orte (Summe 1.1.-26.1.)
218,0 l/m² Loibl (K)
174,9 l/m² Schröcken (V)
163,2 l/m² Sulzberg (V)
Absolut trockenste Orte (Summe 1.1.-26.1.)
5,9 l/m² Weitra (NÖ)
8,5 l/m² Irnfritz (NÖ)
11,2 l/m² Limberg (NÖ), Retz (NÖ)
Schneereichste dauerhaft bewohnte Orte (Bundesland, Seehöhe, Tag)
133 cm Schröcken (V, 1260 m, 17.)
101 cm Warth (V, 1475 m, 17.)
79 cm Langen (V, 1250 m, 17.)
Sonnigste bewohnte Orte (Sonnenstunden 1.1.-26.1.)
99 Stunden Eichberg (ST)
98 Stunden Fresach (K)
96 Stunden Kötschach-Mauthen (K)
Sonnigste Bergstationen (Sonnenstunden 1.1.-26.1.)
120 Stunden Kanzelhöhe (K)
118 Stunden Villacher Alpe (K)
105 Stunden Wolfsberg-Klippitztörl (K)
Höchste Windspitzen in den Niederungen (Bundesland, Tag)
97 km/h Podersdorf (B, 13.)
97 km/h Wien – Innere Stadt (W, 13.)
90 km/h Wien – Hohe Warte (W, 13.), Wiener Neustadt (NÖ, 13.)
Höchste Windspitzen im Gebirge (Bundesland, Seehöhe, Tag)
130 km/h Feuerkogel (OÖ, 1618 m, 13.)
122 km/h Sonnblick (S, 3105 m, 10.)
122 km/h Patscherkofel (T, 2247 m, 11.)
Grafik: Jännerrückblick 2016, Quelle: UBIMET