UBIMET: Überdurchschnittlich viel Sonnenschein und ein feuchter Jänner
Wien, 29.02.2016 – Mit einer Abweichung von 2,7 Grad reiht sich der abgelaufene meteorologische Winter 2015/16 auf Platz zwei der Bestenliste ein. Vor allem der ausgesprochen warme Dezember sowie der Februar mit neuem Monatsrekord trugen nach Angaben des Wetterdienstes UBIMET dazu bei. Der sonnigste Dezember aller Zeiten hat auch großen Anteil daran, dass am Ende des Winters fast landesweit ein Plus bei der Sonnenscheinbilanz steht. Die Niederschlagsarmut im Dezember wurde dagegen durch zwei überdurchschnittlich feuchte Monate weitestgehend ausgeglichen.
Nur 2006/07 war es wärmer
„Der zurückliegende Winter war verglichen mit dem langjährigen Mittel von 1981 bis 2010 um 2,7 Grad zu mild“, so UBIMET-Meteorologe Josef Lukas. „Die relativ gesehen wärmsten Regionen Österreichs waren dabei Ober- und Niederösterreich sowie das Hochgebirge, hier fällt der Winter sogar um mehr als 3 Grad zu mild aus.“ Nur der Rekordwinter 2006/07 ist mit einer landesweiten Abweichung von 3,4 Grad klar außer Reichweite. Verhältnismäßig am kühlsten waren die vergangenen drei Monate in Kärnten, doch selbst hier reicht es noch für positive Abweichungen von mehr als einem Grad.
Wirft man einen Blick auf die Niederschlagsverteilung im Land, stechen die nassesten Regionen sofort heraus. „Zum einen sorgten Italientiefs für 30 bis 50 Prozent mehr Regen und Schnee in Kärnten, unangefochtener Spitzenreiter ist österreichweit der Loiblpass mit 587 Liter pro Quadratmeter“, berichtet der Meteorologe. „Doch auch in Ferlach war der Winter mit 240 Liter eine ausgesprochen feuchte Angelegenheit, das ist um ein Drittel mehr Niederschlag als üblich.“ Auch in den typischen Nordstauregionen vom Bregenzerwald über die Nordtiroler Kalkalpen bis zum Mostviertel kamen große Regen- und Schneemengen zusammen. So schlagen beispielsweise in Windischgarsten 372 Liter, in Lofer 385 Liter und in Tannheim 355 Liter Regen und Schnee pro Quadratmeter zu Buche. Die absolut und auch relativ gesehen trockensten Regionen sind der Donauraum Ober- und Niederösterreichs sowie das Waldviertel. Hier wurden in den vergangenen drei Monaten zum Teil nur rund 60 Liter pro Quadratmeter gemessen.
Die Sonnenscheinausbeute fiel im Großteil des Landes überdurchschnittlich aus, St. Pölten etwa meldet am Ende des Winters rund 30 Prozent mehr Sonnenstunden als im langjährigen Mittel. „Die sonnigsten Regionen liegen aber fast ausnahmslos im Süden, von Osttirol über Kärnten bis ins steirische Hügelland“, weiß Lukas. „Hier wurden verbreitet mehr als 300, auf den Bergen sogar über 400 Sonnenstunden aufgezeichnet.“ Mit nur rund 70 bis 130 Sonnenstunden vergleichsweise trüb verlief der Winter hingegen in den schattigen Alpentälern des Westens wie beispielsweise in Saalbach, Krimml und Schröcken.
Ein Dezember voller Rekorde
Der erste Wintermonat startete turbulent, am 1.12. sorgte Sturmtief ‚Oscar‘ in Wien für Böen bis zu 101 km/h. Dann übernahmen jedoch Sonnenschein und Wärme die Regie beim Wetter. „Der letzte Monat des Jahres war der sonnigste Dezember der Messgeschichte, an mehr als 80 Wetterstationen im Land wurden neue Allzeitrekorde aufgestellt“, berichtet Lukas. „Dabei wurde in Kremsmünster der 125 Jahre alte Rekord regelrecht pulverisiert, in Friesach (Kärnten) schien die Sonne mehr als dreieinhalb mal länger als in einem durchschnittlichen Dezember.“
Speziell auf den Bergen fiel der Dezember paradoxerweise sonniger aus als so mancher Sommermonat, absoluter Spitzenreiter war die Villacher Alpe mit 232 Sonnenstunden. In den Hochlagen war der erste Wintermonat zugleich der wärmste seit Messbeginn, hier fiel der Dezember um mehr als 6 Grad zu mild aus. In den Niederungen reichte es mit einer Abweichung von 2,8 Grad im Vergleich zum langjährigen Mittel immer noch zu Platz vier. Des Weiteren glänzten Schnee und Regen im Dezember mit Abwesenheit. Insgesamt war es der trockenste Dezember seit 1865, Wald- und Flurbrände waren die Folge.
Milder Jänner mit Kältephasen
Zu Beginn des neuen Jahres stellte sich dann eine kalte Ostströmung ein – sehr zur Freude aller Winterfans. „In Wien beispielsweise kam das Quecksilber in der ersten Monatshälfte an fünf aufeinanderfolgenden Tage nicht über den Gefrierpunkt hinaus“, sagt der Meteorologe. „Die kalten Perioden beschränkten sich aber vorwiegend auf die Osthälfte des Landes, hier liegen die Temperaturen am Ende des Monats ziemlich genau im Durchschnitt.“ In der Westhälfte fiel der Jänner dagegen rund 2 Grad zu mild aus. Der ausgesprochen warme Monatsausklang mit 19,3 Grad in Wiener Neustadt gab bereits einen Vorgeschmack auf den Frühling, am Ende schließt der Jänner 2016 im Vergleich zum langjährigen Mittel österreichweit 1,3 Grad zu mild ab.
Markant war in jedem Fall ein Italientief am 11. Februar. Es sorgte dafür, dass in Unterkärnten an nur einem Tag örtlich das zweifache des Monatsniederschlags vom Himmel prasselte. Am Loiblpass wurden 164 Liter pro Quadratmeter gemessen, auf den gefrorenen Böden kam es in Kärnten zu kleinräumigen Überflutungen. „Am 23. Jänner kam dann auch in Wien der Winter mit 5 bis 10 cm Neuschnee auf eine Stippvisite vorbei“, erinnert sich Lukas. „Doch nur einen Tag später war der Schnee in milder Luft meist schon wieder Geschichte.“
Trüber und nasser Februar
Der Februar fiel um rund 4 Grad zu mild aus, Höhepunkt der Wärme war die Einstellung des 26 Jahre alten Februar-Rekords am 23. des Monats. „In Pottschach-Ternitz gab es mit 23,2 Grad nahezu T-Shirt-taugliche Temperaturen, in Kremsmünster wurde der 113 Jahre gültige Stationsrekord übertrumpft.“, so der Wetterexperte. „Dass ein zu warmer Monat jedoch nicht zwangsweise mit sonnigem und trockenem Wetter einhergehen muss, beweist der Blick auf Niederschlags- und Sonnenscheinbilanz.“ Insgesamt fällt der letzte Monat um rund 50 Prozent zu nass aus, im Nordstau zwischen Arlberg und Ötscher sowie in Kärnten war es am feuchtesten. Mit nur 50 Prozent der durchschnittlichen Sonnenscheindauer war der Februar auch ein ausgesprochen trüber Monat.
Extremwerte für den Winter 2015 / 2016 (Stand 29.02.2016, 10:00 Uhr)
Höchste Temperaturen (Bundesland, Tag)
23,2 Grad Pottschach-Ternitz (NÖ, 22.02.16)
23,1 Grad Berndorf (NÖ, 22.02.16)
22,5 Grad Reichenau/Rax (NÖ, 22.02.16)
Tiefste Temperaturen dauerhaft bewohnte Orte (Bundesland, Tag)
-23,3 Grad Seefeld (T, 18.01.16)
-23,2 Grad Tannheim (T, 18.01.16)
-22,9 Grad Klausen-Leopoldsdorf (NÖ, 22.01.16)
Absolut nasseste Orte (Summe 01.12.15 – inkl. 29.02.16)
587 l/m² Loibl (K)
520 l/m² Kössen (T)
484 l/m² Schröcken (V)
Absolut trockenste Orte (Summe 01.12.15 – inkl. 29.02.16)
46 l/m² Langenlois (NÖ)
47 l/m² Loosdorf (NÖ)
54 l/m² Krems (NÖ)
Schneereichste dauerhaft bewohnte Orte (Bundesland, Seehöhe, Tag)
133 cm Schröcken (V, 1260 m, 17.01.16)
101 cm Warth (V, 1475 m, 17.01.16)
79 cm Langen (V, 1250 m, 17.01.16)
Sonnigste dauerhaft bewohnte Orte (Sonnenstunden 01.12.15 – inkl. 29.02.16)
406 Stunden Neumarkt (ST)
404 Stunden Fresach (K)
386 Stunden Mariapfarr (S)
Sonnigste Bergstationen (Sonnenstunden 01.12.15 – inkl. 29.02.16)
473 Stunden Villacher Alpe (K), Kanzelhöhe (K)
440 Stunden Wolfsberg-Klippitztörl (K)
430 Stunden Stolzalpe (ST)
Höchste Windspitzen in den Niederungen (Bundesland, Tag)
119 km/h Enns (OÖ, 09.02.16)
115 km/h Brand (V, 07.02.16 )
112 km/h Rohrspitz(V, 06.02.16 )
Höchste Windspitzen im Gebirge (Bundesland, Seehöhe, Tag)
173 km/h Feuerkogel (OÖ, 1618 m, 01.12.15)
158 km/h Patscherkofel (T, 2247 m, 07.02.16)
137 km/h Brunnenkogel (T, 3440 m, 07.02.16)
Grafik: Winterrückblick 2016. Quelle: UBIMET