763.526 Blitze in Österreich
Blitz-Report Österreich 2015
Executive Summary
Wien, 14.10.2016 – Der Sommer 2016 war in Österreich geprägt von zahlreichen heftigen Regenschauern und Gewittern. Das Blitzmessnetz des Wetterdienstes UBIMET registrierte österreichweit exakt 1.146.503 Blitzentladungen und somit gut 40 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Zudem belegt der Sommer den ersten Platz seit Beginn der Auswertungen im Jahr 2009.
Steiermark ist 2015 das blitzreichste Bundesland
Der Vergleich seit dem Jahr 2009 zeigt, dass die Anzahl der Blitze 2015 im oberen Mittelfeld liegt. So wurden beispielsweise ein Jahr zuvor nur 442.303 Blitzentladungen registriert, während in den beiden blitzreichsten Jahren sogar die Milllionengrenze überschritten wurde. Die Steiermark war übrigens in allen Jahren das Bun-desland mit den meisten Blitzen. 2009 wurden alleine in diesem Bundesland mehr als 350.000 Entladungen registriert, also nur unwesentlich weniger als 2014 in ganz Österreich.
Anzahl der Blitze 2015 – Bundesland
Anzahl der Blitze von 2009 bis 2015*
Bundesland | Anzahl der Gewittertage |
Tirol | 88 |
Kärnten | 88 |
Steiermark | 86 |
Salzburg | 78 |
Niederösterreich | 75 |
Blitze in Österreich: Details des Sommers 2015
Von 1. Jänner bis 31. Dezember 2015 entluden sich nach den Auswertungen von UBIMET exakt 763.526 Blitze auf österreichischem Staatsgebiet. Am öftesten blitzte es im Bergland, allen voran in der Steiermark. Allein auf dieses Bundesland entfällt fast ein Drittel aller Entladungen. An zweiter Stelle folgt Tirol, wo in Summe mehr als 160.000 Blitze gemessen wurden. In Wien bekam man hingegen nur 223 Blitze zu Gesicht. „Zusammen mit dem Weinviertel und dem Nordburgenland bildet die Bundeshauptstadt die blitzärmste Region Österreichs“, sagt UBIMET-Meteorologe Josef Lukas. Der Grund für das 2015 blitzarme Flachland ist, dass vor allem während der Sommermonate häufig hoher Luftdruck dominierte. Gewitter im Flachland blieben dadurch weitgehend aus. „Im Bergland bildeten sich in der überhitzten und zum Teil recht feuchten Mittelmeerluft hingegen zahlreiche heftige Gewitter, die zum Teil mit Wolkenbruch und großem Hagel einhergingen“, so Lukas. Die punktuell enormen Wassermassen wirkten sich in der Folge in zahlrei-chen Überschwemmungen und Vermurungen aus. So wurden etwa am 8. Juni im Tiroler Sellrain- und Paznaun-tal ganze Talabschnitte verwüstet.
Anzahl der Blitze & Blitzduchte Österreich 2015 – Verteilung nach Bundersland
Bundesland | Anzahl der Blitze | Blitzdichte* |
---|---|---|
Steiermark | 224.247 | 13,67 |
Tirol | 166.624 | 13,18 |
Kärnten | 97.294 | 10,20 |
Oberösterreich | 87.197 | 7,28 |
Salzburg | 84.149 | 11,76 |
Niederösterreich | 55.080 | 2,87 |
Vorarlberg | 32.692 | 12,53 |
Burgenland | 16.020 | 4,04 |
Wien | 223 | 0,54 |
*Anzahl Blitze pro Quadratkilometer
Blitzdichte Österreich 2015
Die Anzahl der Blitzentladungen kann auch anhand der Blitzdichte, der Blitze pro Quadratkilometer, wiedergeben werden. Auch hier führt die Steiermark mit knapp 14 Blitzen pro Quadratkilometer das Ranking vor Tirol mit 13 Blitzen an. An letzter Stelle steht abermals Wien mit gerade einmal 0,5 Blitzen pro Quadratkilometer. „Die Blitzdichte hat den Vorteil, dass sie unabhängig von der Größe des Bundeslandes ist. Dieser Wert ist für einen direkten Vergleich realistischer“, sagt Lukas. Im Vergleich mit dem blitzreichen Jahr 2009 sind die 13,67 Blitze pro Quadratmeter in der Steiermark relativ wenig. Damals gab es steiermarkweit knapp 21 Blitze pro Quadratkilometer. „Das zeigt einmal mehr eindrucksvoll, wie unterschiedlich das Gewitter-jahr sein kann“, sagt Lukas.
Blitze vom 01. Januar 2015 bis 31. Dezember 2015.
Mit knapp 21 Blitzen pro Quadratkilometer liegt die höchste Blitzdichte im Bezirk Graz-Umgebung, dicht gefolgt von der Stadt Graz mit gut 19 Blitzen. „Das bedeutet, dass 2015 der Großraum Graz die gewitterreichste Region Österreichs war“, so Lukas. Die Anzahl der Entladungen war hingegen im Bezirk Liezen mit 46.131 Blitzen am größten. An zweiter Stelle folgt mit einem Respektabstand von fast 10.000 Blitzen der Bezirk Spittal an der Drau.
420.000 Blitzentladungen im Sommer 2015
Wie praktisch in jedem Jahr bildete auch 2015 der Sommer den Höhepunkt der Gewittersaison. Alleine im Juli wurden österreichweit mehr als 420.000 Blitze registriert. „Damit brachte alleine dieser Monat nahezu so viele Blitze wie das gesamte Jahr 2014“, sagt Lukas. „Damals ortete das hauseigene Blitzmessnetz insgesamt nur rund 440.000 Entladungen.“Vergleichsweise ruhig verlief hingegen der August. Vor allem in den typischen Unwetterregionen am Alpenostrand entluden sich nur wenige Gewitter. Blitzentladungen gab es 2015 in Österreich allerdings nahezu in jedem Monat, einzig der Dezember blieb komplett gewitterfrei.
Anzahl der Blitze – Verteilung nach Monaten Österreich 2015
Tage mit Blitzen Österreich 2015
Im Jahr 2015 wurde an 142 Tagen zumindest ein Blitz registriert. Damit liegt das Jahr im unteren Mittelfeld, im Schnitt kann man in Österreich mit 130 bis 180 Gewittertagen im Jahr rechnen. Die meisten Tage mit Gewit-tern gab es jedenfalls in Kärnten und Tirol, gefolgt von der Steiermark. Die wenigsten Blitztage bekam hingegen das Wiener Stadtgebiet mit gerade einmal 14 ab.
Stärke von Blitzen
Die Intensität von Blitzen wird anhand der Stromstärke mit der Einheit Ampere gemessen. Der stärkste Blitz 2015 erreichte am 6. Juni im Tiroler Kramsach fast 399.000 Ampere. „Das entspricht in etwa der 25.000-fachen Stromstärke einer haushaltsüblichen Steckdose mit 16 Ampere“, sagt der Experte von UBIMET. Wichtig zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass nicht jeder Blitz derartige Stromstärken erzeugt. Die mittlere absolute Stromstärke eines Blitzes lag 2015 beispielsweise österreichweit bei vergleichsweise geringen 7.540 Ampere. Die Stärke eines Blitzes hängt in erster Linie von seiner Polarität ab. Diese kann entweder negativ oder positiv sein. Bei einem Negativblitz fließt die negative Ladung von der Wolkenunterseite zum Boden, während bei einem Positivblitz die positive Ladung zur Erdoberfläche fließt. Letzt genannter kommt zwar nur in rund fünf Prozent aller Fälle vor, kann allerdings Stromstärken von über 300.000 Ampere erreichen. „Ein positiv geladener Blitz ist somit aufgrund seiner hohen Stromstärke weitaus gefährlicher“, sagt Lukas. „Häufig erkennt man einen positiv geladenen Blitz an seiner heftigen, mitunter lang anhaltenden Entladung zwischen Erdoberfläche und Wolken.“ Deutlich schwächer sind hingegen Negativblit-ze, bei denen die Stromstärke 20.000 Ampere nur selten überschreitet. Das spiegelt sich auch in den Werten der mittleren absoluten Stromstärke eines Blitzes wieder: 2015 lag diese österreichweit bei 7.540 Ampere. „Diese Zahl zeigt deutlich, dass die schwächeren, allen voran negativen Blitzentladungen weitaus häufiger vorkommen“, sagt Lukas.
Höhe des Blitzes
Um die Stärke und die Charakteristik eines Gewitters noch besser beurtei-len zu können, erfasst das UBIMET-Blitzortungssystem auch die Höhe der Blitze. Dabei gilt: Je höher der Blitz, desto stärker ist das Gewitter und desto eher muss man mit Hagel rechnen.
Die mittlere Blitzhöhe betrug 2015 ex-akt 1,95 Kilometer. Die durchschnittli-che Höhe eines Negativblitzes liegt in den mittleren Breiten meist bei ein bis zwei Kilometer, positiv geladene Blitze können hingegen weitaus größere Höhen von deutlich über zehn Kilome-ter erreichen.
Die Blitzmessung basiert im Allgemeinen auf der Erfassung elektromagnetischer Wellen. Sobald eine gewisse Intensität überschritten wird, registriert das Messsystem den Blitz. Das Blitzortungssystem von UBIMET misst eine Blitzentlandung bereits ab einer Stromstärke von drei Ampere. Ein Blitz wird von mehreren Sensoren erfasst und ein mathematischer Algorithmus berechnet auf Basis der gemeldeten Daten den Ort bis auf 75 Meter genau. Damit ist dieses System weltweit eines der genauesten, mit dem selbst geringe Entladungen registriert werden können. Diese präzisen Blitzinformationen sind für die Vorhersage von Unwettern ein unverzichtbares Element. Je genauer diese sind, umso besser können die Stärke, Zugbahn und -geschwindigkeit eines Unwetters eingeschätzt und entsprechende Warnungen erstellt werden.
Zusätzlich unterscheidet das Blitzortungssystem von UBIMET mit einer patentierten 3-D-Technologie zwischen Wolke-Wolke- und Wolke-Boden-Blitzen. Beim Wolkenblitz findet die Entladung innerhalb einer Wolke oder zwischen zwei Wolken statt. Der Erdblitz entsteht hingegen zwischen der Erdoberfläche und der Wolkenunterseite.
nowcast misst mit dem Blitzmesssystem LINET Blitze im Schnitt auf 75 Meter genau. Dieses Video erklärt anschaulich, wie die Messung mit Hilfe des Time of Arrival Verfahrens (TOA) funktioniert.
Blitzreport 2020
Blitzstatistik Sommer 2018
Der meteorologische Sommer ist nun vorbei. Wir haben einen Blick auf die Gewitter in den vergangenen 3 Monaten geworfen.
Blitzreport für Juli 2018
Die Trockenheit im Juli macht sich auch bei der Gewittertätigkeit bemerkbar. Im Juli gab es ungewöhnlich wenig Gewitter bzw. Blitze im Vergleich zu den Vorjahren bzw. Vormonaten. Anbei finden Sie den detaillierten Blitzreport für Juli von UBIMET sowie eine Grafik über die Blitzdichte/-verteilung in Österreich.