Blitzdichtekarte Deutschland 2016
Das Gewitterjahr 2016 – Viele Unwetter und 1,3 Mio. Blitze
In Deutschland herrschte auch 2016 Extremwetter. Vor allem am 25. Juni waren die Gewitter besonders stark und dauerten fast bis zu fünf Stunden. Blitzhauptstadt 2016 ist Dettingen an der Erms am Fuße der Schwäbischen Alb.
639.508 Blitze mit einer Stärke ab 5 kA (orientiert an der internationalen Norm IEC 62858; 1.298.935 Blitze im Hochpräzisionsmessbereich ab 1 kA) hat nowcast in Deutschland im vergangenen Jahr gemessen – das sind fast 10.000 Blitze mehr als im Vorjahr.
Auch die Anzahl der Blitztage stieg um 5 Tage auf nun 187 Tage. Der blitzreichste Monat des vergangenen Jahres war der Juni. Das Blitzmessnetz LINET von nowcast erfasste insgesamt 288.457 Blitze. Das stärkste Gewitter fand am 25. Juni statt.
Vor allem in Süddeutschland trat das Phänomen auf, dass Gewitter nur in einem kleinen Gebiet tobten und sich dann wieder auflösten. Deutschland lag zur schlimmen Unwetterzeit unter einem Tiefdruckgebiet, das sich kaum von der Stelle bewegt hat. Kleinräumige Gewitter bildeten sich, die große Mengen Flüssigwasser beinhalteten und durch fehlende Winde ihren gesamten Regen in kleinen Regionen abluden. Der Starkregen führte in kurzer Zeit zu extremen Hochwasser.
Blitzhauptstadt 2016: Dettingen an der Erms
Von den heftigen Gewittern in Süddeutschland im vergangenen Jahr am stärksten betroffen waren die knapp 9.500 Einwohner der Blitzhochburg Dettingen an der Erms in Baden-Württemberg, rund zwölf Kilometer nordöstlich von Reutlingen. Hier zählte nowcast 28 Einschläge pro Quadratkilometer. Auch das umliegende Gebiet wurde von heftigen Gewittern heimgesucht.
Grund war nicht nur die extrem außergewöhnliche Wetterlage in 2016, sondern auch der Einfluss des Geländes auf Wetter und Klima, die sogenannten orographischen Effekte. Die nah gelegene schwäbische Alb sorgt dafür, dass die Luft bodennah zusammenströmt und daher aufsteigen muss, was die Bildung von Gewittern begünstigt.
Mit 27 Blitzen pro Quadratkilometer wurde Zeithain in Sachsen ebenfalls schwer getroffen – Rang zwei der Blitzhauptstädte 2016. Ebenfalls noch in den Top 5 landeten Schemmerhofen in Baden-Württemberg (26 Blitze pro km2), Illerzell in Bayern (24 Blitze pro km2) und Soltau in Niedersachsen (21 Blitze pro km2).
Extremes Gewitter Deutschland 2016
25. Juni 2016 in Deutschland
Im Herzen Europas herrscht eine extreme Gewittersituation. Schon am 24. Juni 2016, ein Tag vor diesem Gewitter, zieht eine Kaltfront über Deutschland hinweg. Zu Beginn entwickeln sich einige starke Gewitter in Norddeutschland, die danach langsam in Richtung Osten ziehen. Durch die Abwinde der alten Zellen bilden sich neue Zellen und diese erhalten die Gewitter am Leben. So entstehen, wachsen und ziehen die Gewitter rasch weiter.
Wegen der Hitze ist in Deutschland viel Energie in der Luft vorhanden, über 30 Grad Celsius werden gemessen. Das stärkste Unwetter beginnt um 11.04 Uhr und dauert bis 15.59 Uhr – vier Stunden und 54 Minuten! In diesem Gewitter werden insgesamt 68.917 Strokes gemessen.
Im Süden ist es wegen der warmen Luft aus dem Südwesten immer noch heiß. Im Laufe des Nachmittags kommen auch dort Gewitter auf. Der Grund dafür ist die Advektion, die von der Kaltfront verursacht wurde. Aufgrund der energiereichen Luft in diesen Regionen können Gewitter sehr schnell entstehen.
Blitze pro Tag Deutschland 2009-2016
Blitzzahlen Deutschland 2009-2016
Gesamtanzahl Flashes in Deutschland (ab 5 kA) | Maximalanzahl der Flashes pro Gewittertag in Deutschland | Anzahl der Gewittertage in Deutschland | |
2009 | 699.880 | 66.160 | 211 |
2010 | 559.271 | 62.498 | 185 |
2011 | 870.384 | 92.078 | 175 |
2012 | 755.071 | 75.962 | 202 |
2013 | 688.364 | 184.983 | 191 |
2014 | 691.657 | 48.401 | 210 |
2015 | 629.717 | 95.953 | 182 |
2016 | 639.508 | 58.864 | 187 |
Kumulierte Blitzdichtekarte Deutschland 2009-2016
Stärkster Blitz pro Jahr
Tendenziell ist der Süden Deutschlands stärker von regelmäßiger Gewitteraktivität betroffen, da die Alpen die Bildung von Gewittern fördern. Die direktere Sonneneinstrahlung am Berghang führt zu einer schnelleren Erwärmung des Bodens und damit zu stärkeren Aufwinden. Dennoch bleibt auch der Norden nicht von einzelnen starken Gewittern verschont.
- 2016: 27.04. 12:47 488,7 kA bei Beverungen (Kreis Höxter)
- 2015: 06.06. 19:30 421,4 kA bei Kimratshofen (Landkreis Oberallgäu)
- 2014: 22.04. 18:29 456,2 kA am Kembser See (Kreis Segeberg)
- 2013: 19.06. 19:58 340,1 kA am Winderatter See (Kreis Schleswig-Flensburg)
- 2012: 12.04. 12:49 388,2 kA bei Kirchwalsede (Landkreis Rotenburg Wümme)
- 2011: 22.05. 20:13 427,3 kA bei Kirchensittenbach (Landkreis Nürnberger Land)
- 2010: 04.04. 13:17 422,6 kA bei Kappeln (Landkreis Schleswig-Flensburg)
- 2009: 21.04. 16:40 441,1 kA bei Starzach (Landkreis Tübingen)
Kumulierte Blitzdichtekarte Zentraleuropa 2009-2016
Blitzdaten im europäischen Vergleich
Beim Blick auf die Europa-Blitzkarte fällt vor allem der südöstliche Teil und ganz besonders Italien auf. Hier gewitterte es im Vergleich zu Deutschland deutlich mehr: 1.140.822 Blitze und 300 Blitztage standen am Ende des Jahres in der italienischen Blitzbilanz (im Vergleich zu 639.508 Blitzen und 187 Blitztagen in Deutschland). Weil die Alpen ein Hindernis für die
von Südwesten nach Nordosten ziehende warme und feuchte Luft darstellen und sie zum Aufsteigen zwingen, zeigt das Gebiet südlich der Alpen eine besonders hohe Blitzdichte. Der enthaltene Wasserdampf kondensiert, Wolken bilden sich. Ist der Temperaturunterschied zwischen den tiefen und hohen Schichten der Atmosphäre groß genug, wird die aufsteigende Bewegung der Luft so verstärkt, dass sich Gewitter bilden.
Die meisten Gewitter in Zentraleuropa ziehen von Südwesten nach Nordosten. Dies hat mit den steuernden Tiefdrucksystemen zu tun, die meist über Mittelfrankreich liegen und sich gegen den Uhrzeigersinn drehen.
Somit kann oftmals vor einer Kaltfront längere Zeit warme und feuchte Luft aus Südwesteuropa heranströmen. Trifft diese Luft auf ein Hindernis, wie z.B. die Alpen, muss sie aufsteigen. Der in ihr enthaltene Wasserdampf kondensiert, es bilden sich Wolken und bei genügend großem Temperaturunterschied zwischen tiefen und hohen Schichten in der Atmosphäre wird die aufsteigende Bewegung der Luft so weit verstärkt, dass sich Gewitter bilden.
Ohne die Alpen würden die Luftmassen weiter nach Nordosten strömen und möglicherweise nicht einmal Wolken bilden.
Gewittertage pro Bundesland Mittelwert 2009-2016
Baden-Württemberg und Bayern sind die beiden Bundesländer mit den meisten Gewittertagen, was man auch auf der kumulierten Blitzdichtekarte gut erkennen kann. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass sie die flächenmäßig größten Bundesländer sind und sich die Blitzhochburgen häufiger im Süden Deutschlands befinden.
Bis auf die Stadtstaaten und das etwas kleinere Saarland sind alle übrigen Länder jedoch auf einem ähnlichen Level. Die Verteilung der Gewittertage nach Jahren verläuft bei allen Bundesländern in einer vergleichbaren Kurve.
Auf Landeskreisebene verzeichnen in 2016 Neu-Ulm (12,7 Blitze pro km²) und Straubing (12,5 Blitze pro km²) die meisten Blitzeinschläge.
Gewittertage pro Bundesland 2016
Blitzdichtekarten Deutschland 2009-2016
Die Blitzmessung basiert im Allgemeinen auf der Erfassung elektromagnetischer Wellen. Sobald eine gewisse Intensität überschritten wird, registriert das Messsystem den Blitz. Das Blitzortungssystem von UBIMET misst eine Blitzentlandung bereits ab einer Stromstärke von drei Ampere. Ein Blitz wird von mehreren Sensoren erfasst und ein mathematischer Algorithmus berechnet auf Basis der gemeldeten Daten den Ort bis auf 75 Meter genau. Damit ist dieses System weltweit eines der genauesten, mit dem selbst geringe Entladungen registriert werden können. Diese präzisen Blitzinformationen sind für die Vorhersage von Unwettern ein unverzichtbares Element. Je genauer diese sind, umso besser können die Stärke, Zugbahn und -geschwindigkeit eines Unwetters eingeschätzt und entsprechende Warnungen erstellt werden.
Zusätzlich unterscheidet das Blitzortungssystem von UBIMET mit einer patentierten 3-D-Technologie zwischen Wolke-Wolke- und Wolke-Boden-Blitzen. Beim Wolkenblitz findet die Entladung innerhalb einer Wolke oder zwischen zwei Wolken statt. Der Erdblitz entsteht hingegen zwischen der Erdoberfläche und der Wolkenunterseite.
nowcast misst mit dem Blitzmesssystem LINET Blitze im Schnitt auf 75 Meter genau. Dieses Video erklärt anschaulich, wie die Messung mit Hilfe des Time of Arrival Verfahrens (TOA) funktioniert.
Blitzreport 2020
Blitzstatistik Sommer 2018
Der meteorologische Sommer ist nun vorbei. Wir haben einen Blick auf die Gewitter in den vergangenen 3 Monaten geworfen.
Blitzreport für Juli 2018
Die Trockenheit im Juli macht sich auch bei der Gewittertätigkeit bemerkbar. Im Juli gab es ungewöhnlich wenig Gewitter bzw. Blitze im Vergleich zu den Vorjahren bzw. Vormonaten. Anbei finden Sie den detaillierten Blitzreport für Juli von UBIMET sowie eine Grafik über die Blitzdichte/-verteilung in Österreich.