April 2016: Milder Monat mit ruppigem Ende
UBIMET: Wetterkapriolen verursachen Schäden in dreistelliger Millionenhöhe
Wien, 28.04.2016 – Der April wird trotz einer spätwinterlichen Phase am Monatsende österreichweit um etwa 1,5 Grad zu mild ausfallen, teilt der Wetterdienst UBIMET in einer ersten Bilanz mit. Während im Norden die Temperaturen dabei nur knapp über dem Monatsmittel zu liegen kommen, fällt der April im Süden teilweise um bis zu 3 Grad zu warm aus. In Erinnerung wird allerdings vorrangig das außergewöhnlich kalte Monatsende mit rekordverdächtigen Schneemengen im Süden und Frost selbst in den Niederungen bleiben. Stark betroffen ist in erster Linie die Landwirtschaft, wo Schäden in dreistelliger Millionenhöhe drohen.
Im April war zunächst von Wetterkapriolen über weite Strecken nichts zu sehen. Besonders die erste Woche fiel außergewöhnlich warm aus. Bereits am 5. des Monats wurde in Lutzmannsburg mit 27,2 Grad das absolute Monatsmaximum erreicht, Platz 2 belegt die Station Pottschach-Ternitz mit 26,8 Grad am 3. April. Überdurchschnittlich temperiert ging es auch danach weiter, erst am letzten Aprilwochenende leitete ein polarer Kaltluftvorstoß eine deutlich zu kühle Witterungsperiode ein.
Strenger Frost am Monatsende
Besonders kalt fielen die Nächte auf den 26. und 28. April aus, wo es verbreitet Morgenfrost gab. Bis auf -12,5 Grad sank das Quecksilber am Morgen des 28. in St. Michael im Lungau (S), doch selbst in tieferen Lagen gab es wiederholt Frost, soetwa in Melk (NÖ) mit -2,5 Grad. „Bedingt durch die über weite Strecken außergewöhnlich milde Witterung war die Entwicklung der Pflanzen schon sehr weit fortgeschritten, somit ging der Frost am Monatsende in der Landwirtschaft mit teils erheblichen Schäden einher“, so UBIMET-Wetterexperte Josef Lukas. Stark betroffen waren in erster Linie Obst- und Weinkulturen von Niederösterreich über die Steiermark und das Burgenland bis nach Kärnten.
Bis zu 50 cm Neuschnee in 12 Stunden
Schäden gab es jedoch nicht nur durch die tiefen Temperaturen, die Kombination von polarer Kaltluft und einem kräftigen Italientief sorgte am 27. besonders im Süden des Landes noch einmal für tief winterliche Verhältnisse. Von der Turracher Höhe bis zur Koralm sowie im Bereich der Karawanken fielen in kurzer Zeit auf den Bergen bis zu 50 cm Neuschnee, selbst in den tiefen Lagen wie etwa in Klagenfurt wurden bis zu 15 cm nasser Neuschnee gemessen. „Mit so viel Neuschnee innerhalb derart kurzer Zeit muss man Ende April in Kärnten höchstens alle 30 bis 50 Jahre rechnen“, so Lukas. Verkehrsbehinderungen, in erster Linie durch umgestürzte Bäume, waren die Folge. Klagenfurt war jedoch nicht die einzige Landeshauptstadt, die noch einmal Schnee abbekam. Auch in Innsbruck, Salzburg und allen voran Bregenz sorgten kräftige Schauer kurzzeitig für die Ausbildung einer Schneedecke.
Nasser Westen und Süden, Niederschlagsdefizit im Norden
Die Niederschlagsverteilung zeigt ein uneinheitliches Bild. Während im Mühl- und Waldviertel sowie teilweise auch im Osten das Soll nicht erreicht wird, fällt der Monat von Vorarlberg bis Kärnten vielerorts zu nass aus. Besonders vom Bodensee bis zum Vorderen Bregenzerwald wurde das Soll um rund 50 Prozent übertroffen, mit 205 Liter Regen bzw. Schnee pro Quadratmeter fiel der April in Alberschwende österreichweit am nassesten aus. „Im Bereich der Stubaier und Zillertaler Alpen regnete bzw. schneite es sogar um 60 bis 80 Prozent mehr als im Mittel“, sagt Lukas.
Sonnenplus im Südosten
Die Sonne hat von Kärnten über die Südsteiermark bis zum Mittel- und Südburgenland das Soll bereits drei Tage vor Monatsende verbreitet um 10 bis 25 Prozent überschritten. Im übrigen Bundesgebiet fehlen hingegen noch 10 bis 20 Prozent auf eine ausgeglichene Bilanz. Bis zum Monatsende wird der jeweilige Erwartungswert jedoch verbreitet erreicht werden, lediglich im Westen zeichnet sich ein Minus von etwa 10 Prozent ab.
Sturmböen von bis zu 104 km/h in St. Radegund
Der markante Kaltluftvorstoß am Monatsende schlägt sich auch in der Sturmbilanz nieder. Mit einer Spitzenböe von 104 km/h am Morgen des 24. belegt St. Radegund (ST) Platz eins in der Hitliste. Nennenswerte Sturmböen traten auch im Zuge eines Kaltfrontdurchzugs am 13. April auf, in Innsbruck wurden dabei Spitzenböen von 97 km/h registriert. Drei Tage später sorgte der Südföhn auf den Bergen Westösterreichs für Orkanböen, auch in die Täler griff der Wind mit Spitzen bis an die 90 km/h durch.
Extremwerte für April 2016 (Stand 28.04.2016, 09:00 Uhr)
Höchste Temperaturen (Bundesland, Tag)
27,2 Grad Lutzmannsburg (B, 05.)
26,8 Grad Pottschach-Ternitz (NÖ, 03.)
26,7 Grad Weyer (OÖ, 03.), Mattersburg, Andau (beide B, 05.)
Tiefste Temperaturen dauerhaft bewohnte Orte (Bundesland, Tag)
-12,5 Grad St. Michael im Lungau (S, 28.)
-11,8 Grad St. Jakob im Defereggen (T, 28.)
-10,6 Grad Obertauern (S, 28.)
Absolut nasseste Orte (Summe 1.3. – inkl. 27.4.)
205 l/m² Alberschwende (V)
182 l/m² Sulzberg (V)
171 l/m² Hopfgarten (T)
Absolut trockenste Orte (Summe 1.3. – inkl. 27.4.)
21 l/m² St. Radegund (ST)
22 l/m² Frohnleiten (ST)
22 l/m² Graz/Universität (ST)
Schneereichste dauerhaft bewohnte Orte (Bundesland, Seehöhe, Tag)
62 cm Schröcken (V, 1260 m, 01.)
56 cm Warth (V, 1475 m, 03.)
39 cm Preitenegg (K, 1035 m, 27.)
38 cm Eisenkappel (K, 623 m, 27.)
Sonnigste Orte (Sonnenstunden 1.3. – inkl. 27.4.)
206 Stunden Güssing (B)
205 Stunden Kleinzicken (B)
205 Stunden Leibnitz (ST)
Höchste Windspitzen in den Niederungen (Bundesland, Tag)
104 km/h St. Radegund (ST, 24.)
97 km/h Innsbruck-Kranebitten (T, 13.)
94 km/h Reichenau/Rax (NÖ, 24.)
Höchste Windspitzen im Gebirge (Bundesland, Seehöhe, Tag)
158 km/h Rudolfshütte (S, 2304 m, 16.)
133 km/h Patscherkofel (T, 2247 m, 16.)
126 km/h Sonnblick (S, 3105 m, 16.)
Grafik: Extremwerte April 2016. Quelle: UBIMET