Hochspannung 2.0
Die Energiewende überlastet die deutschen Stromnetze zusehends. Flächendeckendes Freileitungsmonitoring mit hochpräzisen Wetterdaten könnte Abhilfe schaffen, Kosten sparen und dabei helfen, mehr Wind- und Solarstrom zu nutzen.
Der rasante Ausbau der Erneuerbaren erhöht den Transportbedarf für Strom in einem Ausmaß, dem das heutige Stromnetz kaum mehr gewachsen ist. „Um Netzengpässe zu vermeiden, müssen Netzbetreiber immer öfter in den Betrieb der Netze eingreifen“, analysiert Alexander Lehmann, Geschäftsführer von UBIMET Deutschland.
Auf nicht weniger als 1,4 Milliarden Euro summierten sich diese Eingriffe für die deutschen Übertragungsnetzbetreiber im Jahr 2017. Geld, das am Ende des Tages die Konsumenten über ihre Stromrechnung bezahlen.
Gigantischer Verlust von Wind- und Solarstrom
Das Abschalten von Windkraft- oder Photovolaikanlagen ist angesichts mangelnder Übertragungskapazitäten mittlerweile an der Tagesordnung. „Dass es sich dabei nicht um Peanuts handelt, hat uns der diesjährige Januar wieder eindrücklich vor Augen geführt. An Neujahr wurden zeitweise knapp 6 Gigawatt an Produktion aus Erneuerbaren abgeregelt. Das entspricht der Leistung mehrerer Atomkraftwerke“, rechnet Lehmann vor.
Bundesregierung möchte Bestandsnetze besser auslasten
Beim Ausbau der Stromnetze ist man laut Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier „katastrophal in Verzug“. Sein Ministerium lancierte daher vergangenen Sommer den „Aktionsplan Stromnetz“. Zentraler erster Punkt vor dem teuren, langwierigen Netzausbau ist ein „konsequentes, flächendeckendes Monitoring von Freileitungen in Echtzeit, um das Netz besser auszulasten“.[1] Oder wie es auf Seite 1 heißt: „Wir müssen mit neuen Technologien und Betriebskonzepten die Bestandsnetze optimieren.“[2]
Freileitungsmonitoring mit hochpräzisen Wetterdaten
„Mittels Freileitungsmonitoring lässt sich die Übertragungskapazität des Stromnetzes unter sehr günstigen Bedingungen nahezu verdoppeln“, konstatiert Alexander Lehmann. Neben dem Stromfluss im Leiter fungieren als Haupteinflussfaktoren die meteorologischen Umgebungsbedingungen Luftttemperatur, Wind und Sonneneinstrahlung. „Vereinfacht gesagt: Haben wir mehr kühlenden Wind, kann auch mehr Strom durch die Leitungen gejagt werden“, so Lehmann.
Grundvoraussetzung für effektives Freileitungsmonitoring sind in jedem Fall möglichst präzise Wetterdaten. „Bei UBIMET errechnen wir für Deutschland und andere europäische Länder daher ein Wettermodell mit einer Genauigkeit von 100 mal 100 Metern. Die Daten werden dann in Echtzeit via Schnittstelle (API) zur Verfügung gestellt“, erläutert Lehmann.
UBIMET präsentiert seine Hochpräzisionslösungen für die Energiewirtschaft vom 5. bis 7. Februar auf der E-world 2019 in Essen (Halle 3 – Stand 351).
[1] BMWi, Aktionsplan Stromnetz, 14.08.2018, S. 2
[2] Vgl. ebd., S. 1